In einer fünfzehnmonatigen Forschungsarbeit, die von Oktober 2021 bis Dezember 2022 durchgeführt wurde, hat das Institut für Mobilität und Verkehr (imove) der Technischen Universität Kaiserslautern einen umfassenden Katalog von Kommunikationsmitteln gesammelt, klassifiziert und bewertet, die Infrastrukturprojekte zur Verbesserung der Fahrradsicherheit begleiten können. Die Studie wurde von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) in Auftrag gegeben und finanziert. Während des gesamten Projekts hielten imove und die BASt regelmäßige Koordinationstreffen ab, um die Methodik zu verfeinern und die vorläufigen Ergebnisse zu diskutieren.
Der technische Kern der Arbeit bestand aus einer umfangreichen Literatur- und Internetrecherche, bei der mehr als hundert einzelne Kommunikationsmittel identifiziert wurden, die in Deutschland und im Ausland eingesetzt werden. Diese Instrumente wurden in sieben übergreifende Kategorien eingeteilt: bodennahe Punkt- und Dauermarkierungen vor Ort, straßenseitige Punkt- und Dauermarkierungen, fahrzeugmontierte Informationsanzeigen, analoge und digitale Informationskanäle sowie analoge und digitale Beteiligungsmechanismen. Zwei zusätzliche Maßnahmen wurden durch Interviews mit Radverkehrsexperten aus Stadtverwaltungen und Verkehrsbehörden hinzugefügt. Die Interviews zeigten auch, dass Experten zwar die Bedeutung von Kommunikationsmaßnahmen anerkennen, aber praktische Hindernisse wie begrenztes Bewusstsein, unzureichende Ausbildung und fragmentierte Verantwortungsstrukturen ihren Einsatz behindern.
Um die potenziellen Auswirkungen zu bewerten, führten die Forscher für jede Kategorie eine qualitative Potenzialanalyse durch. Obwohl für die meisten Maßnahmen keine quantitativen Wirksamkeitsdaten vorlagen, zeigte die Studie, dass Kommunikationsmaßnahmen rechtlich verbindliche verkehrstechnische und verkehrsrechtliche Maßnahmen ergänzen und so die Sicherheit und Akzeptanz von Infrastrukturprojekten erhöhen können. Die Analyse ergab, dass bestimmte Kategorien – insbesondere durchgehende Schilder am Straßenrand und digitale Beteiligungsplattformen – am besten für die Baustellenphase geeignet sind, während bodennahe Punktmarkierungen in der Betriebsphase effektiver sind. Der Bericht enthält auch eine Reihe von Gestaltungsempfehlungen für kommunale Fahrradkoordinatoren, darunter Hinweise zu Zeitplanung, Platzierung und Inhalt der Kommunikationsmittel.
Der Katalog deckt auch digitale Kommunikationsoptionen wie Online-Beteiligungsformate, Social-Media-Kampagnen, Radiosendungen und interaktive Videoclips, Scrollytelling und Gamification ab und veranschaulicht so die Bandbreite der verfügbaren Instrumente jenseits von traditionellen Schildern und Flyern. Das abschließende Ergebnis umfasst einen präzisen Leitfaden für kommunale Fahrradkoordinatoren, in dem beschrieben wird, wann und wie die einzelnen Maßnahmen eingesetzt werden sollten, um den Sicherheitsnutzen während der Planungs-, Bau- und Betriebsphase zu maximieren.
Die Ergebnisse des Projekts basieren auf realen Statistiken: 2017 wurden nur 11 % aller Fahrten in Deutschland mit dem Fahrrad zurückgelegt, und 2020 gab es 909 Radfahrerunfälle mit Personenschäden in Baustellenbereichen. Diese Zahlen unterstreichen die Dringlichkeit, die Fahrradsicherheit durch gezielte Kommunikation zu verbessern. Durch die systematische Katalogisierung bestehender Maßnahmen und die Bewertung ihrer Eignung bietet die Studie einen praktischen Rahmen für Planer und lokale Behörden, um Kommunikationsstrategien in Infrastrukturprojekte zu integrieren und so Konflikte zwischen Radfahrern und anderen Verkehrsteilnehmern zu verringern und ein sichereres, integrativeres Verkehrsumfeld zu fördern.
