Das Projekt untersuchte den Einfluss von Beschichtungsverfahren und Einbrenntemperaturen auf die Entwicklung von Fadenkorrosion bei heißgeschmolzenen und phosphatierten Aluminiumlegierungen, insbesondere AA6016 und AA6111. Die experimentellen Arbeiten umfassten eine Reihe von kontrollierten CASS-Tests an unpolierten und polierten Blechen mit Beschichtungssequenzen, die das Auftragen von Hotmelt, einer dünnen Schicht und einer Modellfarbe umfassten. Die Einbrenntemperatur wurde zwischen 60 °C und 180 °C variiert, und die Korrosionsbreite entlang der Längs- und Querkratzer wurde in Millimetern gemessen. Die Ergebnisse zeigten, dass bei polierten Blechen die Korrosionsbreite dramatisch zunahm, wenn die Einbrenntemperatur von 60 °C auf 180 °C erhöht wurde, wobei eine fünf- bis zwanzigfach höhere Korrosion beobachtet wurde. Im Gegensatz dazu wiesen unpolierte Bleche nur geringe Veränderungen auf, was darauf hindeutet, dass die Oberflächenvorbereitung eine entscheidende Rolle bei der Abschwächung der temperaturbedingten Korrosion spielt. Die Studie verglich auch phosphatierte Beschichtungen mit Dünnfilmbeschichtungen. Dabei zeigte sich, dass die Phosphatierung unter Hochtemperaturbedingungen eine robustere Barriere darstellt und die durchschnittliche Korrosionsbreite im Vergleich zur Dünnfilmbeschichtung um bis zu 70 % reduziert. Diese quantitativen Ergebnisse liefern klare Richtlinien für die Auswahl von Beschichtungssequenzen und Einbrenntemperaturen bei industriellen Anwendungen, bei denen Aluminiumkomponenten erhöhten Temperaturen ausgesetzt sind.
Über das Labor hinaus hat das Projekt eine umfassende Transferstrategie entwickelt, um die wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis zu bringen. Während der Projektlaufzeit präsentierte das Forschungsteam die Ergebnisse auf internationalen Konferenzen in Lyon (ISE 2023) und Stockholm (ASST 2023) und sprach damit sowohl ein akademisches als auch ein industrielles Publikum an. Die Ergebnisse wurden auch über die projekteigenen Webseiten verbreitet und in die IKS-Webinarreihe „Filiform corrosion on coated light metals“ aufgenommen. Im Jahr 2024 wird das Team zwei maßgeschneiderte Handlungsempfehlungen – eine für den Fassadenbau und eine für den Automobilsektor – an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und Industrieverbände wie die Gesellschaft für Baustoffe (GSB), die Gesellschaft für Korrosionsforschung (GfKORR) und Aluminium Deutschland geben. Diese Empfehlungen umfassen spezifische Beschichtungssequenzen, Grenzwerte für die Einbrenntemperatur und Inspektionsprotokolle, die das Korrosionsrisiko in der Praxis verringern sollen.
Der Rahmen der Zusammenarbeit umfasste mehrere Beteiligte. Die Kernforschung wurde von zwei deutschen Forschungseinrichtungen durchgeführt, die die experimentellen Arbeiten, die Datenanalyse und die Erstellung der technischen Berichte koordinierten. Partner aus der Industrie lieferten Testmuster und gaben Feedback zur praktischen Relevanz der Empfehlungen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung förderte die Initiative im Rahmen des IGF-Projekts 21673 BG und stellte damit die Übereinstimmung mit den nationalen Innovationsprioritäten sicher. Der GfKORR e.V. spielte eine zentrale Rolle bei der Erleichterung des Wissensaustauschs zwischen Wissenschaft und Industrie, organisierte Workshops und unterstützte die Verbreitung der Abschlussberichte. Der Zeitplan des Projekts erstreckte sich von der anfänglichen Versuchsphase im Jahr 2022 bis zu den geplanten Transferaktivitäten im Jahr 2024, wobei wichtige Meilensteine wie die Fertigstellung der Empfehlungen für die Fassade und die Automobilindustrie für März 2024 geplant sind.
Zusätzlich zu den technischen Ergebnissen hat das Projekt eine Reihe von Aktivitäten zur Ausbildung und beruflichen Weiterentwicklung vorgesehen. Die Ergebnisse werden ab dem Wintersemester 2024/25 in den Lehrplan der Vorlesung „Korrosion und Korrosionsschutz“ an der RWTH Aachen einfließen und dafür sorgen, dass die nächste Generation von Materialwissenschaftlern mit den neuesten Strategien zum Korrosionsschutz vertraut ist. Berufliche Fortbildungskurse, darunter der IKS „DIN-geprüfter Beschichtungsinspektor“ und das „KOR-Zertifikat nach ZTV-ING“, werden auf die neuen Erkenntnisse abgestimmt und beginnen im März 2024 bzw. September 2024. Für Juni 2024 ist eine internationale Veröffentlichung in der Zeitschrift Materials and Corrosion geplant, um die Reichweite der Projektergebnisse weiter zu erhöhen. Insgesamt hat sich das Transferkonzept als realistisch erwiesen, mit einem frühen Engagement der Industrie und einem klaren Weg für die Integration der Forschungsergebnisse in Fertigungsprozesse und die berufliche Praxis.
