Die von der baden-württembergischen Landesregierung am 28. November 2023 ins Leben gerufene Sprint-Mission zielt darauf ab, die Einführung von Freier und Open-Source-Software (FOSS) in der Automobilzulieferkette des Landes zu beschleunigen, wobei der Schwerpunkt auf kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) liegt. Ausschlaggebend für die Initiative war die Beobachtung, dass der Anteil von FOSS an der Fahrzeugsoftware in der Transport- und Automobilbranche auf etwa 70 % gestiegen ist, ein Trend, der die Entwicklungspraktiken und Geschäftsmodelle in der gesamten Branche verändert. Um Baden-Württemberg wettbewerbsfähig zu halten, zielte das Projekt darauf ab, ein nachhaltiges Ökosystem zu schaffen, das es KMUs ermöglicht, FOSS zu integrieren, dazu beizutragen und davon zu profitieren.
Ein wichtiges technisches Ergebnis der Sprint-Mission war die systematische Erfassung der aktuellen Nutzung von FOSS und die Identifizierung von Hindernissen, die einer breiteren Einführung im Wege stehen. Eine von der Landesagentur e-mobil BW durchgeführte Umfrage, bei der bis zu 30 Antworten von lokalen KMUs gesammelt wurden, ergab, dass 53 % der Teilnehmer ein mangelndes Verständnis für die Nutzung von FOSS angaben, während 43 % rechtliche und Compliance-Fragen als zweithäufigstes Hindernis nannten. Darüber hinaus gaben 73 % der befragten Unternehmen an, dass sie derzeit keine speziellen Schulungen oder Ausbildungsformate für FOSS für ihre Mitarbeiter bereithalten. Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit eines gezielten Wissenstransfers und der Einrichtung klarer Governance-Strukturen für die Nutzung von FOSS.
Als Antwort darauf lieferte das Projekt eine Reihe von praktischen Tools und Dienstleistungen. Ein zentrales Element war die Schaffung einer „FOSS-LÄND-Community“, die als Drehscheibe für Informationen, Vernetzung und den Austausch von Best Practices dient. Die Community wird regelmäßige Veranstaltungen ausrichten, einen Newsletter veröffentlichen und eine Plattform für KMU bieten, um über Lizenzierung, Compliance und Beitragswege zu diskutieren. Um die festgestellten Wissenslücken zu schließen, hat die Sprint-Mission Beratungsgutscheine eingeführt, die es KMU ermöglichen, externe Experten für rechtliche, Compliance- und technische Beratung zu engagieren. Diese Gutscheine werden vom Verkehrsministerium und dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus von Baden-Württemberg finanziert, so dass die Unterstützung sowohl zugänglich als auch finanziell nachhaltig ist.
Das Projekt untersuchte auch die Einrichtung eines Open-Source Program Office (OSPO) als spezielle Anlaufstelle für alle FOSS-bezogenen Angelegenheiten. Das OSPO ist zwar nicht automobilspezifisch, aber es würde einen koordinierten Rahmen für die Überwachung regulatorischer Entwicklungen – wie das bevorstehende EU-Gesetz zur Cyber-Resilienz – und für die Verbreitung bewährter Praktiken in der gesamten Lieferkette bieten. Das OSPO-Konzept soll das bestehende e-mobil BW-Verbindungsbüro ergänzen, das sich weiterhin auf die Einhaltung von Vorschriften und rechtliche Aspekte konzentrieren wird, während das OSPO sich um die breitere Koordination der Gemeinschaft und die Überwachung der Politik kümmert.
Die Zusammenarbeit über das gesamte Ökosystem der Automobilindustrie hinweg war ein Eckpfeiler der Sprint-Mission. Die Initiative brachte OEMs, Tier-1- und Tier-2-Zulieferer sowie ein Netzwerk von KMUs zusammen, die alle an gemeinsamen Workshops und Co-Creation-Sessions teilnahmen. Die Landesagentur e-mobil BW fungierte als Projektkoordinator und nutzte ihre bestehenden Netzwerke, um die Beteiligten einzubinden und die Ergebnisse zu verbreiten. Die Führungsstruktur des Projekts umfasste Vertreter der Automobilindustrie, der Wissenschaft und der öffentlichen Verwaltung, um sicherzustellen, dass die entwickelten Lösungen auf den Realitäten der Branche basieren und mit den Zielen der Regionalpolitik übereinstimmen.
Mit Blick auf die Zukunft hat die Sprint-Mission den Grundstein für eine langfristige Strategie für das Community-Management gelegt, die ab 2025 umgesetzt werden soll. Das Verkehrsministerium hat Haushaltsmittel für den weiteren Betrieb der FOSS-LÄND-Gemeinschaft bereitgestellt, und in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus wird ein detailliertes Konzept für den Fortbestand der Initiative entwickelt werden. Durch die Institutionalisierung von Unterstützungsmechanismen, die Förderung des Wissensaustauschs und die Beseitigung von rechtlichen und Compliance-Hürden zielt das Projekt darauf ab, FOSS als Kernkomponente der baden-württembergischen Innovationsstrategie für die Automobilindustrie zu verankern und so die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und die Region in die Lage zu versetzen, in einer zunehmend softwaregesteuerten Automobillandschaft zu bestehen.
