Das Projekt TRANSENS, ein transdisziplinäres Forschungskonsortium, das sich mit der Entsorgung nuklearer Abfälle befasst, wurde durch eine Reihe von Umfragen untersucht, die vom Transdisciplinarity Lab (TdLabs) der ETH Zürich durchgeführt wurden. Ziel der Studie war es, herauszufinden, wie der transdisziplinäre (TD) Forschungsansatz das Verständnis der Wissenschaftler für die Wissenschaft und ihre gesellschaftliche Rolle umgestaltet. Zu Beginn des Projekts im Jahr 2021, zur Halbzeit im Jahr 2023 und zum Abschluss im Jahr 2024 wurden drei Umfragen durchgeführt, für die jeweils ein eigener TRANSENS-Bericht erstellt wurde. Der 2024 veröffentlichte TRANSENS-Bericht-24 (DOI 10.21268/20241021-0) enthält eine vergleichende Analyse der drei Datensammlungen.
Im Jahr 2024 nahmen 38 Wissenschaftler teil, eine Zahl, die der Kohorte von 2023 entspricht und etwas niedriger ist als die 48 Befragten im Jahr 2021. Die Befragten verteilten sich auf einen mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen (MINT) Hintergrund (61 %) und einen geisteswissenschaftlich-sozialökonomischen (SGW) Hintergrund (39 %). Das Erhebungsinstrument bestand hauptsächlich aus geschlossenen, quantitativen Items, die sich mit den Zielen und Rahmenbedingungen der Wissenschaft und der TD-Forschung befassten, ergänzt durch offene Fragen, in denen die Teilnehmer gebeten wurden, die wichtigsten Ergebnisse von TRANSENS für Wissenschaft und Praxis zu benennen und sich an denkwürdige Momente innerhalb des Projekts zu erinnern. Die quantitativen Daten wurden mit Hilfe von deskriptiven Statistiken, Korrelationstests und Clusteranalysen ausgewertet, während die qualitativen Antworten thematisch kodiert wurden.
Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage von 2024 zeigen, dass Wissenschaftler mit überwältigender Mehrheit darin übereinstimmen, dass die primären Ziele der Wissenschaft der Erwerb von Wissen und die Reflexion über dieses Wissen und den wissenschaftlichen Prozess sind. Diese Punkte erhielten die geringste Standardabweichung (0,42), was auf einen starken Konsens hinweist. Im Gegensatz dazu erhielten Ziele wie „gesellschaftliche Veränderungen zu fördern oder zu initiieren“ und „Politiker mit Fakten zu versorgen und sie in die Lage zu versetzen, Entscheidungen zu treffen“ die geringste Zustimmung und die größte Variabilität (Standardabweichung 1,49), was unterschiedliche Ansichten über die politische Rolle der Wissenschaft widerspiegelt. Was die Grundvoraussetzungen betrifft, so sprachen sich die Befragten am stärksten für systematische, methodisch geführte Ansätze und Selbstkritik aus. Die am wenigsten befürwortete Bedingung war die „Wertfreiheit“ (d.h. die Interessenfreiheit). Signifikante disziplinäre Unterschiede traten auf: MINT-Wissenschaftler stimmten dem Ziel der Identifizierung universeller Gesetze stärker zu (p<0,00), während SGW-Wissenschaftler mehr Wert auf gesellschaftliche Veränderungen legten (p<0,00). MINT-Teilnehmer bewerteten auch Objektivität, Reproduzierbarkeit und Wertefreiheit höher als SGW-Kollegen. Die Altersunterschiede beschränkten sich auf das Ziel, Wissen für die praktische Problemlösung bereitzustellen. Hier zeigten Wissenschaftler im Alter von 45 Jahren oder älter eine höhere Zustimmung als jüngere Kollegen.
Die explorative Analyse ergab, dass sich über die drei Erhebungswellen hinweg verschiedene Muster entwickelten. Während der Konsens über die zentralen wissenschaftlichen Ziele stabil blieb, schwankte die Einstellung zur Einbeziehung von Bürgern und Praktikern in die Legitimation politischer Entscheidungen, was auf eine allmähliche Verschiebung der wahrgenommenen Rolle der TD-Forschung hindeutet. Korrelationsmatrizen zeigten einen starken Zusammenhang zwischen der Befürwortung systematischer Methoden und dem Glauben an die Fähigkeit der Wissenschaft, umsetzbares Wissen zu generieren. Bei der Clusteranalyse wurden verschiedene Untergruppen von Befragten identifiziert, die sich größtenteils durch ihren disziplinären Hintergrund auszeichneten und die gesellschaftliche und methodische Prioritäten unterschiedlich gewichteten.
Qualitative Einblicke unterstrichen den wahrgenommenen Wert von TRANSENS bei der Überbrückung von disziplinären Grenzen und der Förderung des Praxisbezugs. Die Teilnehmer hoben die Fähigkeit des Projekts hervor, umsetzbares Wissen für die Atommüllpolitik zu produzieren und unvergessliche Erfahrungen in der Zusammenarbeit zu schaffen, die die Bedeutung des Engagements von Stakeholdern verstärkten.
Die Studie wurde von den TdLabs an der ETH Zürich koordiniert, die die Umfragen entworfen und verwaltet sowie die Analysen durchgeführt haben. Das TRANSENS-Konsortium, das mehrere Forschungseinrichtungen umfasst, lieferte den wissenschaftlichen Kontext und erleichterte die Integration der Perspektiven von Bürgern und Praktikern. Das Projekt erstreckte sich über den Zeitraum von 2021 bis 2024, wobei die Umfragen wichtige Meilensteine in der Langzeitevaluierung markierten. Der transdisziplinäre Rahmen des Konsortiums, an dem sowohl MINT- und SGW-Wissenschaftler als auch externe Stakeholder beteiligt waren, ist ein Beispiel für einen strukturierten Ansatz zur Einbettung gesellschaftlicher Relevanz in wissenschaftliche Untersuchungen.
